Eine Gruppe von Abgeordneten aller Parteien macht Front gegen Bahnlärm. Die Bahn schafft es wohl nicht bis 2016 die Hälfte aller Waggons mit leisen Bremsen auszurüsten. Es könnte zu Nachtfahrverboten kommen.
Die Politik macht sich gegen Bahnlärm stark und setzt damit die Deutsche Bahn zunehmend unter Druck. Im Bundestag will sich zu Beginn des neuen Jahres eine parteiübergreifende „Abgeordnetengruppe Bahnlärm“ konstituieren. Die Initiatoren sind Erwin Rüddel (CDU), Detlev Pilger (SPD) und Tabea Rößner (Grüne). Der Gruppe wollen sich bislang schon 88 der insgesamt 631 Parlamentarier anschließen. Im Entwurf eines Positionspapiers heißt es: „Bahnlärm macht krank!“ Nur eine leisere Bahn werde von den Menschen akzeptiert. „Wir fordern, dass die Bahn schneller leiser wird, insbesondere im Schienengüterverkehr.“ Die Abgeordneten legen Wert auf die Feststellung, sie seien „nicht gegen die Bahn“. Sie sei das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.
Die Abgeordneten erinnern die Bundesregierung an die Ankündigungen im Koalitionsvertrag. Darin heißt es: „Den Schienenlärm wollen wir bis 2020 deutschlandweit halbieren.“ Ab diesem Zeitpunkt sollen laute Güterwagen das deutsche Schienennetz nicht mehr befahren dürfen. Die Koalition will die Umrüstung auf lärmmindernde Bremsen weiter bezuschussen. Das Zwischenziel, bis 2016 die Hälfte aller Waggons umzurüsten, erscheint aber mittlerweile gefährdet. Die Bahn berichtet von Lieferproblemen der Hersteller der neuen leiseren Bremssohlen. Die Halter von Güterwaggons zögern auch mit der Umrüstung, weil die neuen Bremsen höhere Betriebskosten verursachen.
Fahrverbote sind nicht ausgeschlossen
Fahrverbote scheinen somit nicht ausgeschlossen. Die Abgeordnetengruppe gegen Bahnlärm bekräftigt, solange nicht alle Güterwagen umgerüstet seien, sollten Tempobeschränkungen – notfalls Nachtfahrverbote – eingeführt werden. Nötig sei eine „Gesamtlärmbetrachtung“. Orientieren müsse sich der Schallschutz am aktuellen Maximalpegel, nicht am Durchschnittspegel. Dabei müssten die Grenzwerte der Weltgesundheitsorganisation WHO von 40 Dezibel nachts, übergangsweise von 55 Dezibel, eingehalten werden. In Nutzen-Kosten-Analysen für Schieneninvestitionen müssten diese Folgekosten eingepreist werden.
Als unangenehm wird vor allem der Bahnlärm empfunden, den Güterzüge nachts verursachen. Die meisten Waggons sind noch mit Graugussbremsen ausgerüstet, die die Räder bei jedem Bremsen aufrauen. Dadurch wird der Zug lauter. Neue Züge sind inzwischen mit „Flüsterbremsen“ ausgestattet. Die Umrüstung der rund 100.000 Güterwagen in Deutschland auf die sogenannte LL-Sohle ist politisch gewünscht, aber teuer. Der Bund fördert die Umrüstung mit 150 Millionen Euro jährlich. Außerdem gibt es seit 2012 einen Anreiz zum Umbau durch ein lärmabhängiges Trassenpreissystem. Danach müssen laute Güterzüge mehr zahlen als leise. Bis 2020 soll der Großteil der Züge mit leisen Bremsen ausgestattet sein.
Die Abgeordneten gegen Bahnlärm fordern nun „eine schnellere Umrüstung der Güterwagen auf LL-Sohle innerhalb von 3 Jahren“ sowie „die zügige Implementierung aller verfügbaren Technologien zur Lärmminderung am rollenden Material und am Gleis“….
Quelle…lesen Sie weiter…=> http://www.faz.net
Hinterlasse einen Kommentar